Bazooka: Heute regiert am Kiosk die Vernunft, die Kaugummiregale werden dominiert von zucker-, und spaßbefreiten Zahnpflegekaugummis. Früher konnte man für zehn Pfennig mit den Bazooka-Joey-Gums den Alptraum eines jeden Zahnarztes kaufen. War das pinke Brikett ausgepackt und der beigelegte Comic-Strip gelesen, gab es nach den ersten Kaubewegungen eine regelrechte Geschmacksexplosion im Mund.

 

Es war der erste Drogenrausch: Erst wurde das Teil in einer steil ansteigenden Kurve immer größer und immer süßer, bis es dann leider ziemlich schnell nach gar nichts mehr schmeckte. Kaum klang der Zuckerrausch ab, kramten wir in unseren Hosentaschen schon wieder nach dem nächsten Groschen.

Bandsalat: Manchmal kündigte sich das Grauen an. Mit einem Leiern. Oder einem Geräusch, als würden die Musiker langsam in einen grauenvollen Höllenschlund hinabgezogen. Manchmal gab es aber auch gar keine Vorwarnung, man klappte einfach das Kassettendeck auf oder drückte die Eject-Taste des Autoradios, zog die Kassette raus und merkte viel zu spät, dass sich mehrere Meter Band noch im Gerät befanden und nicht in der Kassette.

 

Dann war Fingerspitzengefühl gefragt. Nur wer geduldig war, konnte das Band aus den Fängen des Abspielmechanismus befreien (was natürlich bei Tapedecks viel einfacher ging als bei Autoradios, bei denen Bandsalat oft den Exitus für das Tape bedeutete) und nur wer noch geduldiger war, schaffte es, das Wirrwar so wieder aufzurollen, dass sich das Band nicht verdrehte oder verknickte. Im schlimmsten Fall, dem Bänderriss, musste mit Tesafilm geflickt werden, wobei das meist gleich den nächsten Bandsalat nach sich zog. Toll war beim Bandsalat wirklich nur eins: das Gefühl nach einer gelungenen Rettungsaktion. Dann entlud sich die ganze Entspannung in einem Schwall von Glückshormonen - auch wenn danach für immer eine Angst blieb: Was, wenn das noch mal passiert?

Knibbelbilder: Was für ein genialer Marketing-Schachzug - und dann auch noch so griffig formuliert! 1982 bedruckte Coca Cola die Dichtungsgummis seiner Flaschendeckel von innen, nannte das ganze "Knibbelbild" und schon hing die deutsche Jugend noch mehr an der Limonadenflasche als eh schon. Es galt das Gesetz der Serie: sich möglichst alle Bilder einer Edition wie zum Beispiel "Meilensteine der Verkehrsgeschichte" oder "Pop Star Gallery" zu ersüffeln und dann auf ein Sammelposter aufzukleben. Schnell wurden die Knibbelbilder zur begehrtesten Hehlerware auf dem Schulhof, vor den Getränkemärkten rotteten sich die Kinder zusammen, um übergebliebene Bilder aus dem Leergut anderer Leute herauszuknibbeln.



Geschrieben von Michail Hengstenberg